5x sexuelle Gewalt, die nichts mit Migranten zu tun hat

Auch zwei Wochen nach den Vorfällen in der Kölner Silvesternacht diskutieren Medien, Politik und Stammtische über sexuelle Gewalt durch Migranten. Das wäre gut, täten sie es auch bei den vielen Formen sexueller Gewalt, die in Deutschland ganz ohne Migranten auskommen. Hier sind fünf Beispiel alltäglicher und massenhafter sexueller Gewalt, die sich nicht auf eine Silvesternacht beschränken und dennoch kaum Empörung erzeugen.

1. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Erinnert ihr euch an den Aufschrei, den es gab, als die Antidiskriminierungsstelle des Bundes Anfang 2015 ihre Studie zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz veröffentlichte? Daran, wie spontan gegründete Bürgerwehren landesweit Büros stürmten und potenziell übergriffige Abteilungsleiter präventiv verprügelten? Nein? Die Empörung gab es natürlich auch nicht, den Grund dafür hingegen schon.

Laut der repräsentativen Umfrage hat in Deutschland schon jeder Zweite sexuelle Belästigung bei der Arbeit erlebt. Jede zweite! Auf die Idee angesichts der überwiegend männlichen Täter, jeden männlichen Angestellten unter Generalverdacht zu stellen und Männer beispielsweise grundsätzlich den Zugang zu Großraumbüros zu verwehren, kam bisher allerdings niemand.

2. Das Zeltlager der sexuellen Gewalt

Es ist das Zeltlager in Deutschland, in dem mit Abstand die meisten Straftaten registriert werden. Doch anstatt diese Institution sexueller Gewalt dauerhaft zu schließen, gilt das Oktoberfest vielen Deutschen als kultureller Höhepunkt des Jahres.

1.191 Straftaten registrierte die Polizei auf dem Oktoberfest 2015. Die 26 angezeigten Sexualdelikte (unter ihnen vier Vergewaltigungen) mögen manche bei Millionen Besuchern nicht so schlimm finden. Allerdings ist die Zahl angezeigter Straftaten nicht so niedrig, weil sexuelle Gewalt auf dem Oktoberfest nicht selbstverständlich wäre. Sondern gerade weil Vergewaltigungen, Nötigungen und Belästigungen so selbstverständlich sind wie das Ausnüchtern auf dem “Kotz-Hügel” werden sie so selten angezeigt.

Berichte darüber darüber gibt es viele. Die taz zitiert eine Festzelt-Bedienung:  “Freunde haben oft beobachtet, wie mir Gäste an den Hintern grapschen… Ich selbst registriere das gar nicht mehr.” Den Nachhauseweg – so heißt es in dem Artikel weiter – würde sie zur Sicherheit nur in Begleitung beschreiten. Und auch Anwohnerinnen würden aus Angst vor Übergriffen während des Oktoberfest lieber das Taxi nehmen anstatt in der Nähe der Theresienwiese zu Fuß zu gehen.

Immer noch nicht davon überzeugt, dass das Oktoberfest eine No-Go-Area ist, in der Horden sexuell enthemmter junger Männer das Gewaltmonopol des Staates außer Kraft setzten? Das schreibt die Süddeutsche:

„Allein der kurze Weg zur Toilette ist der reinste Spießrutenlauf. Drei Umarmungen von wildfremden, besoffenen Männern, zwei Klapse auf den Hintern, ein hochgehobener Dirndlrock und ein absichtlich ins Dekolleté geschütteter Bierschwall sind die Bilanz von dreißig Metern. … Daneben stehen zwei Australier mit Filzhüten auf dem Kopf, die jedes Mädchen, das an ihnen vorbei muss, an der Kleidung festhalten. Ehe man sich versieht, hat man schon eine Hand am Busen. Um weiterzukommen, hilft nur, sich mit vollem Körpereinsatz loszureißen und den Angreifer zur Seite zu schubsen.“

3. Nördlich des Mittelmeeres sind Frauen nicht sicher

Dass es nicht nur in München viele Männer gibt, die Ausübung sexueller Gewalt für selbstverständlich halten, hat im vergangenen Jahr die EU-Grundrechte-Agentur FRA festgestellt. Wer nach Köln protestiert hat, dürfe beim Lesen ihrer Studie zu sexueller Gewalt in den EU-Mitgliedstaaten gar nicht mehr aufhören zu schreien. Ein paar Ergebnisse:

  • Jede zweite Frau ab 15 Jahren ist in der EU von sexueller Belästigung betroffen. Insgesamt sind das rund 100 Millionen Frauen.
  • Jede dritte Frau in der EU war bereits vor ihrem 15. Lebensjahr sexueller oder körperlicher Gewalt ausgesetzt. Das sind 66 Millionen Menschen.
  • 22 Prozent der befragten Frauen gaben an, von ihrem eigenen Partner körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren zu haben

Das Resumee des FRA-Direktors hätte auch aus einem Menschenrechtsbericht zu Saudi Arabien stammen können: „Frauen sind nicht sicher auf den Straßen, am Arbeitsplatz und schlussendlich auch nicht zu Hause, dem Platz, an dem sie Schutz finden sollten“, sagte Morten Kjaerum damals und fügte hinzu: „Die Ergebnisse dieser Erhebung können und dürfen nicht ignoriert werden.“ Sie wurden es dennoch.

4. Jährlich tausende deutsche Missbrauchsmigranten

Spätestens seit Köln findet sich das Klischee vom Südländer, der nach Deutschland kommt, um Frauen zu vergewaltigen, in so ziemlich jeder Tageszeitung. Das Phänomen gibt es tatsächlich, nur meist andersherum: 400.000 deutsche Männer ziehen jedes Jahr in den Sexurlaub, schätzt die Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes. Damit belegt Deutschland nach den USA und Großbritannien den dritten Platz im internationalen Vergewaltiger-Export-Ranking.

Denn, dass das Phänomen besser Vergewaltigungs- oder Missbrauchs-Urlaub statt Sex-Urlaub heißen sollte, legen Zahlen des Kinderhilfswerks UNICEF nahe. Unter den Opfern befinden sich weltweit auch 150 Millionen minderjährige Mädchen und 73 Millionen Jungen. Im aktuell beliebtesten Reiseziel der Vergewaltigungstouristen, Kambodscha, handelt es sich bei jeder dritten Prostituierten um ein Kind.  Davon, dass wahrscheinlich auch ein Großteil der volljährigen Frauen ihren Job nicht freiwillig ausüben, ganz zu schweigen.

Forderungen, den jährlich tausenden Deutschen Missbrauch-Migranten die Sozialleistungen zu kürzen, sie länger (oder überhaupt) wegzusperren oder ihnen den Pass zu entziehen, gab es bisher aus keiner Partei.

5. 22 Vergewaltigungen pro Tag

Dieser Blogbeitrag wurde 13 Tage nach der Silvesternacht von Köln veröffentlicht. Nimmt man nur die angezeigten Fälle wurden statistisch in der Zwischenzeit über 260 Frauen in Deutschland vergewaltigt. Das sind 20 pro Tag. Fast eine Vergewaltigung pro Stunde.

Gesetzgeber, Polizei und Gerichte haben offenbar vor dem Problem kapituliert – sofern sie überhaupt eines darin sehen: In den rund 7500 Fällen, die pro Jahr in Deutschland angezeigt werden, wird es nur in rund 1000 Fällen zu einer Verurteilung kommen. 87 Prozent aller angezeigten Vergewaltigungen werden nicht aufgeklärt.

Und bevor jetzt jemand “Flüchtlinge” schreit: Nein, die meisten Vergewaltigungen geschehen weder vor Flüchtlingsheimen, noch auf Bahnhofsvorplätzen, sondern im vermeintlich sicheren Umfeld: zu Hause, auf Arbeit, bei “Freunden”, durch deutsche Männer aus dem eigenen Bekanntenkreis.

 

10 Kommentare On 5x sexuelle Gewalt, die nichts mit Migranten zu tun hat

  • Laut der Polizeistatistik des BKA von 2014 lag die Aufklärungsquote für ‘Vergewaltigung und sexuelle Nötigung’ bei 81%. Der Begriff Aufklärung meint denke ich nicht die Verurteilung, sondern die Ermittlung eines Tatverdächtigen durch die Polizei.

  • Du hast gut recherchiert, danke!
    Die Ehe war auch im Abendland das Gefäss, welches Vergewaltigung überflüssig machte. Aber diese Ehe gibt es hier nicht mehr. Nur die Sunna-Ehe ist so wie früher die unsere.
    Und einen Fehler hast Du doch gemacht: Südlich des Mittelmeers sind Frauen unendlich sicherer als bei uns, auch in Saudi-Arabien. Sehr sicher sogar. Frag sie mal! Die Frauen dort.

  • Sehr schöner Artikel, gut aufgelistet. Ich finde es allerdings immer etwas bedenklich, dass bei (sexualisierter) Gewalt nur über Frauen gesprochen wird. Auch Männer und Jungs werden Opfer von sexualisierter Gewalt und das muss auch thematisiert werden!
    P.S. Ich bin eine Frau und möchte trotzdem nicht nur die Gewalt gegen uns beleuchtet wissen.

  • Massivstes Unrecht, das bei einer Gruppe von Menschen, deren Normen, Werte und Glaubensvorstellungen die “Kölner Vorkommnisse” bis ins Groteske getrieben hat, kann man nicht dadurch entschuldigen, daß man behauptet: “dies gibt es ja in Deutschland durch Deutsche schon immer”, also ist es auch durch ND nicht so schlimm.

    In der Arbeitsplatz Studie wird als besserer Schutz von ca. 8O% der Frauen eine Verschärfung der beruflichen Konsequenzen für Täter gefordert.

    Analog könnten die Frauen dies auch für die kölner Täter fordern.

    Die Problematik: Identifizierung , Tatbeweis, Verurteilung und durchführbare Konsequenzen wurde schon an anderer Stelle diskutiert.

    O.T.: Noch ein Wort zum Messer-Fake der sich selbst so titulierenden “schwulen Kommunistensau”. So was nutzt nicht dem “linken Projekt”.
    Macht so weiter und wir haben 2017 90 bis 100 “Rechte” im Parlament.

  • @Arno: Mit Verlaub, aber Du hast wohl die Botschaft des Artikels nicht verstanden. Es wurde weder geschrieben, dass die eine Straftat die andere rechtfertigt, noch wurde geschrieben, dass das alles “nicht so schlimm sei”.

    Vielleicht fehlt am Ende des Artikels einfach diese klare Frage, damit es manche verstehen:

    Warum wird das Thema bei Migranten so hochgekocht und bei Deutschen nicht?

    Für mich ist die Antwort eindeutig: Rassismus

    • Hallo Günther,

      natürlich gibt es (viel) Rassismus und bei Migranten wird das Thema hochgekocht und bei Deutschen nicht. Aber nicht nur weil es Rassismuss gibt, was sehr schlilmm ist. Aber auch wird das Thema hochgekocht, weil es vor allem “Nordafrikaner” waren, was Code ist für “islamisch”. Und ein Fakt ist, dass in vielen islamischen Ländern Frauen extrem schlecht behandelt werden. Stichwort: Verbreitung von FGM (female genital mutilation) in Ägypten > 90%. Wie viele Mädchen werden so Misshandelt in Deutschland? Und dann schreibt man sexuelle Gewalt gibt es auch in Deutschland durch Deutsche, klar aber nicht solche wie in islamischen Ländern. Hier werden auch keine Frauen gesteinigt, weil sie sich haben vergewaltigen lassen.

      Und wenn man einen Artikel schreibt mit dem Motto “Sexuelle Gewalt gibt es auch durch deutsche Männer” ist es zwar wahr – aber der Autor relativiert damit die Erlebnisse dieser Frauen von Köln. Und das ist widerlich, auch widerlich sind Rassismus und die Verurteilung aller Migranten.

  • auf dem oktoberfest werden jedes jahr über 200 frauen von deutschen VERGEWALTIGT aber das interessiert die medien nicht aber wehe ein paar “nicht-deutsche” betatschen mal ein paar frauen (KEINE wurde vergewaltigt!)….oh, wie skandalös – die bösen bösen ausländer. Lächerlich.

    ein deutscher weiß immer was er tut, er weiß dass man frauen nicht angrapschen und vergewaltigen darf….und macht es trotzdem.

    ein migrant ist in einer komplett anderen kultur aufgewachsen, viele haben noch nie in ihren leben alkohol getrunken und dann passiert EINMAL eine EINMALIGE sache und alle hetzen sofort los wie lauernde raubtiere und schlachten diesen vorfall maximal aus.

    widerlich!

    …und migranten sollten sich hier integrieren, sich an dieses “leben” und diese “kultur” anpassen? das ist doch pervers! es sollte umgekehrt sein, die deutschen sollten sich integrieren und anpassen.

    • Die Deutschen sollen sich Ihrer Meinung nach “anpassen”.
      An ein Verhalten wie in Köln?

      Realsatire in Reinform. Vielleicht ist´s aber auch so gemeint!

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