Schantalls Integrationsnachhilfe Teil 2: Ostern

Liebe muslimische Kulturneulinge, willkommen in eurer neuen Heimat! Mittlerweile habt ihr vielleicht schon die Turnhalle verlassen, von der es vor anderthalb Jahren hieß, ihr müsstet nur zwei Wochen in ihr bleiben. Wenn nicht, umso besser! Schließlich bieten die vielen eng gestellten Pritschen zahllose Möglichkeiten, Eier zu verstecken. Aber dazu später mehr.

Zunächst widmen wir uns der kleinen Gegenleistung, die ihr für unsere Gastfreundschaft zu erbringen habt: Integration nennen wir das. Einige Beispiele für die Schönheit unserer Sprache habt ihr sicherlich schon kennengelernt: Asylbewerberleistungsanerkennung, Abschiebungsandrohung oder Ablehnungsbescheid. Heute geht es um eine Sache, die uns mindestens ebenso wichtig ist: unsere christlichen Werte.

Wie Prophet Isa – nur mit Superkräften

Wie ihr sicherlich schon durch den Ferrero-Aufsteller an der Supermarkt-Kasse erfahren habt, feiern wir dieser Tage Ostern und damit die Auferstehung unseres Herrn Jesus. Falls ihr in Bayern wohnt und schon einmal euren Asylbescheid angefochten habt: Das war dieser magere Typ am Kreuz, der hinter der Richterin hing, als diese euch anschrie, ihr solltet gefälligst das Kopftuch abnehmen, weil in Deutschland Trennung zwischen Staat und Kirche gelte. In einer etwas abgespeckten Variante kennt ihr ihn als Propheten Isa. In der bei uns beliebteren Originalfassung der Geschichte ist sein Auftritt allerdings ungleich spektakulärer.

Was ihr euch merken solltet: Am Palmsonntag (dem Sonntag vor Ostern) reitet Jesus auf seinem Esel in Jerusalem ein und versucht sich der Bevölkerung als neuer König vorzustellen. Sehr zum Verdruss der realexistierenden Herrschenden. Am Gründonnerstag hat Jesus während des Abendessens noch einmal Gelegenheit seinen Anhängern die Füße zu waschen, bevor ihn die anwesenden europäischen Besatzungssoldaten (ja, die gab es damals auch schon) am Karfreitag an ein Kreuz nageln.

Opfer der Aufstandsbekämpfung europäischer Besatzungssoldaten

Bevor wir aus Imagegründen das Label vom “christlich-jüdischen Abendland” erfanden, nahmen wir diese Kreuzigung übrigens jahrhundertelang zum Anlass, Juden zu ermorden. Aber das ist eine andere Geschichte. Heute würden wir wohl von Aufstandsbekämpfung reden und Pontius Pilatus als „Stabilitätsanker im Nahen Osten“ würdigen.

Den Karsamstag verbrachte der tote Jesus dann in einer Höhle, bevor er am Ostersonntag zu neuem Leben erwacht. Am Ostermontag wird Jesus noch einmal beim Brotessen beobachtet und dann taucht erst wieder bei seiner Fahrt in den Himmel auf. Die kennt ihr ja schon.

Uiuiui, ganz schön kompliziert, denkt ihr euch jetzt vielleicht. Dabei haben wir die wirklich wichtigen Fragen noch gar nicht angesprochen: Warum ist die Hinrichtung eigentlich ein Zeichen der Liebe Gottes? Was soll das mit dem Schaf? Und was verdammt noch mal hat unser Gott in der Hölle gemacht? Aber ich kann euch beruhigen. Ihr wisst jetzt schon mehr als die meisten von uns selbsterklärten Bewahrer des des christlichen Abendlandes. Denn dieser ganze Jesuskram interessiert uns eigentlich einen Scheiß.

Ein Flüchtling aus Nahost wird zum Symbol der Ausgrenzung von Flüchtlingen aus Nahost

Wenn ihr euch wirklich integrieren wollt, kauft bei Lidl ein 12er-Pack Eier, stecht kleine Löcher hinein und blast den Dotter in eine Schüssel. Dann malt ihr die Eier bunt an und versteckt sie gemeinsam mit einem Schokohasen (am besten den mit Glöckchen) im Garten oder eben unter eurer Pritsche. Was Eier und Hase mit der Auferstehung unseres Gottes zu tun haben? Nichts! Stattdessen wohl irgendwas mit einer Erdgöttin namens Holda.

Ja, ihr habt richtig gehört: Wir grenzen euch Flüchtlinge aus Nahost nicht nur im Namen einer Religion aus, die sich auf einen Flüchtling aus Nahost beruft. Das wichtigste Fest zu Ehren unseres Heilands begehen wir auch noch mit Ritualen aus der Zeit irgendwelcher germanischer Götzen. Aber bevor jetzt eure monotheistische Hybris mit euch durchgeht: Wessen größter Wunsch ist es doch gleich, einmal im Leben um einen Steinquader zu laufen, der ursprünglich der Anbetung eines Pfeil werfendes Orakel und 360 anderen Göttern galt?

Aber zurück zum Wichtigen: Eiweiß und Eidotter müssen komplett in die Schüssel, sonst stinkt es am Ostersonntag. Weitere beliebte Rituale: Gründonnerstag entweder im Supermarkt oder auf der Autobahn im Stau verbringen. Und Karfreitag darüber meckern, dass die Großraumdisco „wieder wegen irgendwas mit Jesus“ geschlossen bleibt. Dieser Quatsch mit den „christlichen Werten“ spielt für uns eigentlich nur eine Rolle, wenn wir damit Migranten wie euch diskriminieren können. In diesem Sinne: Erheben wir unseren Eierlikör-Becher auf unsere Erdgöttin Holda und ihre treuen Begleiter, den Lindt-Hasen!

[Die Jesus-Eier stammen von Jimmy Snell und stehen unter einer CC2.0-Lizenz.]

9 Kommentare On Schantalls Integrationsnachhilfe Teil 2: Ostern

  • Grandios!! Danke für diese pointierte Lehrstunde in Sachen Integration !
    Aber vielleicht hättest Du dem unbefangenen Kulturneuling noch erklären können, wie das Sterben an Karfreitag zu Matthäus 12:40 in der Bibel passt (“Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein”). Tatsächlich war er dann doch nur 1 Tag und 2 Nächte unter der Erde, zwischen Karfreitag und Auferstehung am Sonntag. Passt also nicht zum Vergleich mit Noah. Und das Gleichnis mit Noah passt auch deshalb nicht zur offiziellen Kirchenstory , weil Noah nicht im Bauch des Wals gestorben ist (Jesus/Isa nach Katechismus aber schon).

    In diesem Sinne: Ein frohes Fest!
    eine Muslimin (und begeisterte Leserin)

  • Vielleicht würde es ja genügen, den Flüchtlingen begreiflich zu machen, dass Deutschland für sie ja ein gelobtes Land sein mag, religiös gemäß ihrer Vorstellungswelt ist es sicherlich nicht. Religion gilt hier überwiegend als Privatsache, die paar Feiertage nimmt kaum noch jemand ernst und was Ostern mit Hasen und bunten Eiern zu tun hat, können auch nur wenige erklären. Religiöse Vorstellungen, die zu stark die individuelle Freiheit einschränken, sind weitgehend verpönt und werden selbst von den Kirchen nicht mehr lautstark eingefordert.

    Alles in allem: ein überwiegend säkularer Staat, der von keiner Religion belästigt werden möchte. Und ein Staat, in dem bisher keine religiöse Minderheit Angst vor gewaltsamen Übergriffen haben musste…
    Bis zum Anschlag auf den Essener Sikh-Tempel durch muslimische Jugendliche…

    • Genau, Religion ist in diesem Staat so sehr Privatsache, dass ebenjener Staat die Kirchensteuer einzieht (sogar von Konfessionslosen über ihren kirchensteuerpflichtigen Ehepartner), Konkordatslehrstühle einrichtet, sog. stille Feiertage (an denen auch für nicht-christliche ein Tanz- und Feierverbot gilt) anordnet und dem Papst im Bundestag eine Plattform bietet…

      Wie säkulär das gelobte Land wirklich ist, werden die Neuankömmlige früher oder später schon selbst erkennen…

      • @Maria: Mit Verlaub, Ihre Argumentation scheint mir kurzsichtig und in ihrer Polemik unreflektiert.

        Der Staat zieht die Kirchensteuer als Dienstleistung nur von den jeweils konfessionell Zugehörigen ein (der Ehepartner wird nur bei gemeinsamer steuerlicher Veranlagung indirekt mit einbezogen) und die Kirchen bezahlen ihn dafür. Es wäre sicherlich möglich, eine nebenläufige Bürokratie durch die Kirchen selbst aufzubauen. Ob die Welt dann besser wäre, ist nicht sicher.

        Konkordatslehrstühle sind Ergebnis der Konkordate – einem Vertragswerk, bei dem es um die Verstaatlichung kirchlichen Grundbesitzes ging und in dem vereinbart wurde, was die Gegenleistung für die Aufgabe des Grundbesitzes ist. Es steht Ihnen frei, diese Verträge als ungünstig für den Staat zu betrachten, aber es handelt sich mitnichten um gegenleistungsfreie Geschenke des Staates an die Kirchen.

        Die gängige Meinung zum Tanzverbot an stillen Feiertagen ist die von Ihnen auch aufgeworfene: Es ist eine Zumutung. Was Sie dabei implizit unterstellen, ist, das Gegenteil von dieser Zumutung wäre ein Feiertag, an dem getanzt werden darf. Das Gegenteil vom Karfreitag als stillem Feiertag ist aber kein Feiertag, denn ohne diesen Verweis auf den kulturellen Hintergrund dieses Tages, ist dieser Tag ein Tag wie jeder andere auch.

        • Schließlich noch zum Stichwort “Papst im Bundestag”: Der Mann ist nicht nur Religionsführer, sondern clevererweise auch Staatsoberhaupt – und als solches durfte er im Bundestag eine Rede halten…

  • Ich bin zwar aus der Kirche ausgetreten, aber ich finde diesen Artikel gerade für die Menschen, die mit dem Christentum nichts zu tun haben und keine Vorstellung davon haben ziemlich diskriminierend. Das Christentum gehört nun mal zu unserer Kultur. Dieser Artikel stellt in meinen Augen den Islam auf ein Podest. Und ja, die Religion ist hier eine private Angelegenheit und das ist auch gut so. Oder würde es euch besser gefallen, wenn unsere Religion genauso streng und mit Scheuklappen durchgeführt würde wie der Islam? Das was ihr hier macht ist eigentlich sehr traurig, ihr verhöhnt eure eigene Kultur, auch wenn ihr nicht an die Kirche oder Gott glaubt, dann ist es doch ein schwaches Bild, dass ihr euch selbst in ein schlechtes Licht versetzt. Ich bin aus der Kirche ausgetreten, weil ich der Meinung bin, ich brauche keinen Verein in den ich kein Vertrauen habe. Aber ich brauche genausowenig den Islam, denn es ist beides der selbe Klumpatsch. Wenn ihr nämlich fiel Bibel und den Koran kennen würdet, dann wäre euch aufgefallen, dass der Islam aus dem Christentum entstanden ist, denn das alte Testament ist bei beiden identisch. Dann kommen beim Koran die Spuren und bei der Bibel das neue Testament. Ab da spaltet sich nämlich erst alles. Deshalb finde ich es trotzdem nicht in Ordnung, sich so über die deutsche Kultur zu äußern. Aber wir haben ja Meinungsfreiheit. Ihr verhöhnt die Feiertage, aber Ostereier versteckt ihr trotzdem für eure Kinder, obwohl ihr euch ja so sehr darüber moniert. Das alleine ist doch schon Widerspruch. Eigentlich solltet ihr euch schämen

    • @mugunta
      Ja genau, dieser gesamte Blog ist gegen die deutsche Kultur und überhaupt gegen Christen diskriminierend. Und ja, er stellt den Islam auf ein Podest, in jedem einzelnen Artikel und weist ihm die Opferrolle zu, solange, bis es jemand glaubt. Und wenn die verfolgten Christen in den islamischen Länden mitbekämen wie achso schrecklich es die Muslime hier in Deutschland haben, sie wären bestimmt fassungslos…

  • Interessanter Beitrag.
    Jeder islamophobe Nazi, der Muslime und ihre Religion gerne verspotten und herabsetzen möchte kann bei Ihnen sehr viel darüber lernen, wie man dies macht.
    Was sie hier abliefern ist wirklich erstklassige Hatespeech.
    Aber dieser Hass ist natürlich voll und ganz in Ordnung,
    da es ja der Hass „Der Guten“ ist.

  • Wolfgang Jungheim

    Für mich ist Jesus der, der mir ins Herz Respekt vor allen Menschen “eingepflanzt” hat
    durch sein Leben und seine Begegnungen mit den Menschen vor seinem Tod
    und der lieber sein Leben hingibt als zu verleugnen, dass er gesandt ist, allen
    Menschen Respekt zu zeigen als Töchter und Söhne Gottes. Und er verteidigt sein
    Leben nicht mit Gewalt, sondern mit Aufrichtigkeit und Glaubwürdigkeit seiner Liebe zu Gott
    und zu uns Menschen….
    Und seine Auferweckung ist für mich das Zeichen, dass Liebe und Solidarität
    stärker ist als Leid und Tod, dass wir Gott vertrauen können….
    Und mir gibt dieser Jesus bis heute die Kraft, nicht aufzugeben für die Menschenrechte
    und seit fast 40 Jahren für Flüchtlinge einzutreten……, Behinderte zu wertschätzen
    und mich zu bemühen “Feinde” nicht zu verachten….

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