Welchen Hintergrund hatte Tuğçe eigentlich?

Heute endet der Prozess gegen Sanel M., ein junger Mann, der am 15. November letzten Jahres die 22-jährige Tuğçe Albayrak niederschlug, die wenig später starb. Es gibt wohl kaum einen Journalisten, der weniger prädestiniert ist, über diesen Fall zu schreiben, als ich: Als Tuğçes Tod die Titelseiten bestimmte, war ich im Ausland. Den großen Medienhype habe ich fast komplett verpasst.

Wie gesagt, fast. Und vielleicht kann ich deshalb doch etwas beitragen und erzählen, was bei jemanden hängen blieb, der wahrscheinlich noch bis Ende November letzten Jahres nichts mit dem Namen Tuğçe anfangen konnte.
Ich weiß, dass Tuğçe irgendwo aus Hessen kam. Vor einer Mc Donalds-Toilette soll sie einer Gruppe Mädchen zu Hilfe gekommen sein, die von ein paar Männern oder Jungs belästigt wurde. Später kam einer von ihnen, Sanel heißt er, auf dem Mc Donalds-Parkplatz auf sie zu, schlug sie nieder. Ein paar Tage später starb Tuğçe im Krankenhaus.

Ich weiß, dass Tuğçes mutiges Eingreifen und ihr tragischer Tod unglaublich viel Anteilnahme hervorriefen. Ich weiß, dass sie Klavier spielte und auf Lehramt studierte. Irgendwo las ich sicherlich die Worte „Heldin“, „Engel“ und immer wieder „Zivilcourage“. Ach ja, und sogar ihre Organe hat sie gespendet

Ein paar Dinge sind bei mir auch über Sanel hängen geblieben. Betrunken war er. Brutal natürlich. Schulversager, vielleicht hat er die Hauptschule abgebrochen, vielleicht auch gerade so geschafft. Er sei ein weiteres Beispiel für gescheiterte Integration, fällt mir ein. Und mir fällt ein, dass er oder seine Familie aus einer muslimischen Region Serbiens kamen.

Was mir allerdings partout nicht einfällt, ist, woher Tuğçes Familie kam. Ich habe keine Artikel in Erinnerung, die Tuğçes Drang, anderen zu helfen, mit ihrer Herkunft erklären. Ich weiß, dass sie als leuchtendes Beispiel für jemanden gilt, der dem Wegschaureflex seiner Umgebungsgesellschaft widersteht und Zivilcourage zeigt. Aber ich habe in dem Zusammenhang mit Sicherheit nie etwas vom „typisch deutschen Wegschaureflex“ oder „migrantischer Zivilcourage“ gelesen.

Dass Tuğçe Muslimin war, regelmäßig eine Moschee besuchte, hab ich mir eben erst zusammengegoogelt. In einem Artikel stand auch, dass in ihrem Elternhaus “Menschlichkeit und Nächstenliebe groß geschrieben“ werde. Von Muslimen, Türken, Aleviten stand dort allerdings nichts. Stattdessen las ich woanders, sie habe „trotz ihres Migrationshintergrundes“ eingegriffen.

Nirgendwo fand ich die Einschätzung, dass der Täter Sanel ein Beispiel gelungener Integration sei – integriert in eine  deutsche Gesellschaft junger perspektivloser Bildungsversager, die Abends besoffen auf Mc Donalds-Parkplätzen ihre Aggressionen ausleben. Nirgends las ich etwas davon, dass die kluge, mutige Tuğçe sich zum Glück nicht hat integrieren lassen und gerade “wegen ihres Migrationshintergrundes“ Zivilcourage zeigte.

Aber wie gesagt, ich habe keine Ahnung von dem Fall.

5 Kommentare On Welchen Hintergrund hatte Tuğçe eigentlich?

  • Du Schwachkopf hast auch keine Ahnung. Das ist das einzig wahre in diesem Geschmier

  • Wie traurig mich das alles macht. Der Artikel. Der Kommentar.

  • “Noch so’n Journalist” der meint “es ist wieder soweit” und über Fälle schreibt, von denen er keine Ahnung hat und das ganz plausibel darlegen kann. Mensch Herr Köhler, ich prophezeie Ihnen Hunger.

    Also passen Sie mal auf, ich erklär es Ihnen.

    Sie haben von Zivilcourage nichts gelesen, da es sich nicht um Zivilcourgae handelt, wenn man ein paar Mädchen zur Seite springt, welche gerade flirten und den Herrn als Triebtäter identifiziert. Das ist nicht Zivilcourage, sondern jede Propaganda glauben die man hört. Besonders gefährdet Journalisten- oder Lehrer-Anwärter. Die jungen Damen haben zu Protokoll gegeben, dass sie sich nicht belästigt gefühlt haben.

    Zudem wollen Sie doch eine junge Frau also (im Gegensatz zu den Mädchen, denen sie meinte zur Seite springen zu müssen) eine Erwachsene Frau, welche sich einem von ihr identifizierten vermeintlichen Triebtäter nähert und ihm “Komm doch her, Du kleiner Hurensohn” entgegenschleudert, nicht als integriert bezeichnen. Sowas sagt man in Kreisen aus denen diese junge Frau stammte, nicht bei Deutschstämmigen.

    Kurzum, Tugce, so tragisch der Fall ist, ist Opfer ihres eigenen Hasses geworden. Aber davon lesen Sie in der Presse eben nichts. Die Menschen gehen gern den Weg des geringsten Wiederstandes. Dazu gehört es, alles was man von der Presse vorgesetzt bekommt 1 zu 1 wieder zu geben. Menschen, die davon leben, Lügen in die Tastatur zu kloppen, sind die Krone dieser Entwicklung. Wenn die das dann auch noch zugeben, dass sie keine Ahnung haben … naja, was soll man dazu noch sagen.

    Nichts für Ungut, Herr Köhler, machen Sie’s besser.

  • Danke für den guten Artikel.

    Und machen Sie sich nichts aus den Kommentaren dazu. Der eine sagt “Hurensohn”, der andere behauptet, dieses deutsche Wort nähmen “Deutschstämmige” nicht in den Mund.
    Fremdenfeinde hassen. Das ist die Quintessenz davon, mehr nicht.

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