Liebe muslimische Kulturneulinge, willkommen in eurer neuen Heimat! Nach einer langen beschwerlichen Reise seid ihr nun endlich bei uns in Sicherheit (außer ihr wohnt in Sachsen, sorry). Dafür braucht ihr uns nicht zu danken. Wir helfen gern.
Allerdings ist so ein Aufenthalt bei uns auch mit einer kleinen Gegenleistung verbunden. Integration nennen wir das. Dass man in Deutschland gefälligst Deutsch zu sprechen hat, hat euch die freundliche Dame auf dem Ausländeramt bestimmt schon gesagt. Eine Sache, die uns genauso wichtig ist, sind unsere christlichen Werte und Traditionen. Damit ihr diese möglichst schnell verinnerlicht, hier aus gegebenen Anlass etwas Integrationsnachhilfe für euch.
Am Donnerstag feiern wir Christi Himmelfahrt. So heißt der Tag, am dem unser Gott (also eigentlich sein Sohn) vor rund 2000 Jahren zu seinem Vater (auch unser Gott, es gibt auch noch einen dritten, zusammen macht das aber trotzdem nur einen) in den Himmel aufgestiegen ist. Eigentlich so ähnlich wie bei eurem Prophet Mohammed, nur ohne geflügeltes Pferd. Unser Gott, er heißt Jesus, (ihr kennt ihn als Propheten Isa) war 43 Tage zuvor auf Anweisung unseres Gottes (also des Vaters) leider ermordet worden. Er hatte anschließend ein paar Tage in der Hölle verbracht (darüber reden wir aber nicht so gern) ist dann aber wieder auf die Erde zurückgekehrt (das feiern wir, indem wir im Garten angemalte Hühnereier verstecken), um nach weiteren 40 Tagen in den Himmel aufzusteigen, wo er bis heute ist.
Wenn ihr jetzt schon denkt »Uiuiui, ganz schön kompliziert, diese Integration«, wartet mal, bis ihr die Geschichte der Mutter unseres Gottes hört. Aber bevor ihr euch ins Schlauchboot zurück Richtung türkische Ägäis-Küste setzt: Es gibt noch eine gute Nachricht.
Uns Bewahrer des christlichen Abendlandes interessiert diese Geschichte einen Scheiß. Wenn ihr euch wirklich integrieren wollt, packt zu Himmelfahrt einfach ein paar Kästen Oettinger in den Bollerwagen, grölt und sauft mit euren Kumpels den ganzen Tag solang um die Wette, bis euch schließlich eure Frau (wahlweise auch Mutter oder Bereitschaftspolizistin) aus der Kotze unterm Bratwurstgrill hervorzieht. Ob ihr gut oder schlecht Deutsch sprecht, interessiert dann übrigens niemanden mehr.
Dieser Quatsch mit den »christlichen Werten« spielt für uns eigentlich nur eine Rolle, wenn wir damit Migranten wie euch diskriminieren können. In diesem Sinne: einen frohen Männertag, amen und prost!
[Das Bild zeigt Jesus mit seinen Kumpels beim Männertagsausflug.
Künsterlisch festgehalten hat die Szene der italienische Maler Jacopo Bassano
um das Jahr 1542 in seinem Gemälde “Das letzte Abendmahl”.]
[…] Was ihr euch merken solltet: Am Palmsonntag (dem Sonntag vor Ostern) reitet Jesus auf seinem Esel in Jerusalem ein und versucht sich der Bevölkerung als neuer König vorzustellen. Sehr zum Verdruss der realexistierenden Herrschenden. Am Gründonnerstag hat Jesus während des Abendessens noch einmal Gelegenheit seinen Anhängern die Füße zu waschen, bevor die anwesenden europäischen Besatzungssoldaten (ja, die gab es damals auch schon) ihn am Karfreitag gefangen nehmen, foltern und an ein Kreuz zu nageln. Jahrhundertelang nahmen wir das übrigens zum Anlass, Juden zu ermorden. Aber das ist eine andere Geschichte. Heute würden wir wohl von Aufstandsbekämpfung reden und Pontius Pilatus als „Stabilitätsanker im Nahen Osten“ würdigen. Den Karsamstag verbringt der tote Jesus in einer Höhle, bevor er am Ostersonntag zu neuem Leben erwacht. Am Ostermontag wird Jesus noch einmal beim Brotessen beobachtet und taucht erst wieder bei seiner Fahrt in den Himmel auf. Die kennt ihr ja schon. […]